Die Heuschrecken bilden neben den Schmetterlingen, Käfern, Libellen und weiteren Gruppen eine Ordnung der Insekten. Sie werden in die beiden Unterordnungen Langfühlerschrecken (Ensifera) und Kurzfühlerschrecken (Caelifera) gegliedert.

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Pholidoptera griseoaptera   Foto I. Rödel

Heuschrecken entwickeln sich vom Ei über mehrere Larven– oder Nymphenstadien zum vollkommen ausgebildeten, geschlechtsreifen Insekt (Imago). Anders als bei Käfern und Schmetterlingen handelt es sich um eine unvollkommene oder hemimetabole Verwandlung ohne Puppenstadium. Verwandtschaftlich stehen sie damit den Schaben (Blattodea) , den Ohrwürmern (Dermaptera) und den Fangschrecken (Mantodea) am nächsten.

Ein auffälliges Merkmal der meisten Heuschrecken ist das zu kräftigen, muskulösen Sprungbeinen ausgebildete hintere Beinpaar, welches den Tieren mehr oder weniger weite Sprünge erlaubt. Unterstützt wird dieses Sprungvermögen noch durch die bei den meisten Arten vorhandenen Flügel der Tiere. Dadurch sind viele Arten, z.B. Wanderheuschrecken, in der Lage, auch große Entfernungen zurückzulegen und neue Habitate zu besiedeln.
Ein weiteres markantes Merkmal der männlichen Heuschrecken ist die Fähigkeit zu differenzierter Lauterzeugung (Stridulation) für Partnerfindung und Revierabgrenzung. Langfühlerschrecken stridulieren mit gegeneinander reibenden Vorderflügeln, die meisten Kurzfühlerschrecken mit über die Flügel streichenden Hinterschenkeln, aber auch weitere abweichende Möglichkeiten existieren. Einige Arten besitzen keine Stridulationsorgane. Dem geübten Entomologen dient der Heuschreckengesang auch zur Artbestimmung. Jede Heuschreckenart erzeugt ihre eigenen Gesänge, einige allerdings zumeist im Ultraschallbereich und damit ohne zusätzliche Hilfsmittel für uns Menschen nicht hörbar.

Von den weltweit ca. 26.000 Heuschrecken-Arten beherbergt der europäische Kontinent lediglich etwa 1000 Arten, mit starker Zunahme der Artenvielfalt nach Süden. So sind in Italien ca. 350, in Griechenland um 400 Arten bekannt, in Gesamt-Mitteleuropa sind es weniger als 160 Heuschreckenarten. In Deutschland wurden bislang 86 Heuschreckenarten nachgewiesen und für Berlin-Brandenburg aktuell ca. 60 Arten gemeldet, einige Funde hierbei müssen allerdings als historisch eingestuft werden.

Viele Heuschreckenarten sind inzwischen durch Umweltveränderungen und moderne Landnutzung extrem gefährdet. Heuschrecken sind, neben Tagfaltern und Widderchen, ein wichtiger Indikator für die Beurteilung der Qualität intakter Lebensräume, etwa von Sumpfwiesen, Trockenrasen und Heiden. Gut der Hälfte unserer Arten wurde in der Roten Liste Brandenburgs inzwischen ein Gefährdungsstatus zugeordnet.

Peter Rückheim

Literatur
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Fischer, J., Steinlechner, D., Zehm, A., Poniatowski, D., Fartmann, T., Beckmann, A., Stettmer, C. (2016): Die Heuschrecken Deutschlands und Nordtirols. - Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim.
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https://www.orthoptera.ch/arten (alle 119 Heuschrecken-Arten der Schweiz und Deutschlands)